Wie ich male.
Motiv.
Der erste Schritt, um aus einem flüchtigen Eindruck oder einer Idee ein Gemälde zu machen, ist ein Foto - und zwar mit einer analogen Kamera, der Holga. Diese Kamera besteht aus Kunststoff, sie hat nur vier Einstellungen und korrigiert nichts, wie es etwa ein Handy schon im Moment des Abdrückens tut. Eine besondere Farbsättigung, Körnigkeit, Fehler, unerwartete Effekte, Unschärfen oder Vignettierungen gehören dazu. Diese Fotos entsprechen meinen Erinnerungen im Kopf - und ich kann sogar Lichtstrahlen fotografieren.
Farbe und Rhythmus.
Vor dem Malen lege ich eine Palette von Farbtönen für das gesamte Bild fest, strahlende gesättigte Farben bevorzugt. Entweder ist bereits eine Farbe im Motiv enthalten, die die Essenz der Sache ausmacht, und somit im Zentrum der Palette steht, oder ich entscheide mich für komplett neue Kombinationen. Um maximale Leuchtkraft zu erzielen, werden die Farbflächen bei der Ölmalerei von Beginn an mit der Grundierung, der ersten Schicht, angelegt. Davor erfolgt die Einteilung des Bildträgers, eine bewusste harmonische Platzierung der Elemente, wobei durchaus auch die Mathematik zum Einsatz kommen kann.
Material.
Aktuell male ich vor allem mit wasservermalbarer Ölfarbe, die klassische Ölmalerei ohne giftige Dämpfe möglich macht. Ich schätze besonders, wie sich das Bild Schicht für Schicht entwickeln kann. Als Untergrund dienen mit Gesso grundierte Holzplatten, die ohne Rahmen gehängt werden können. Das zweite Medium, das insbesondere bis 2023 zum Einsatz kam, ist Aquarell. Die Faszination liegt hier in der leuchtenden und durchscheinenden Qualität der Farbe. Diese Bilder sind mit weißen Passepartouts versehen. Die Serie „Zwei an einem Ort“ entstand mit Wachsmalkreiden, die spontane und schnelle Malerei in Schichten ermöglichen.
Johanna Runkel